Thema des heutigen Abends wird die Nuklearmedizin sein. Hierbei handelt es sich um ein vergleichsweise
wenig bekanntes medizinisches Fachgebiet, sodass sich möglicherweise viele von ihnen die Frage
stellen, was Nuklearmedizin eigentlich wirklich ist. Einige von ihnen werden gehört haben,
dass Nuklearmedizin mit Röntgen Diagnostik assoziieren oder im weiteren Sinne auch mit der
Radiologie. Dies ist nicht grob falsch. Nuklearmedizin ist eine der radiologischen
Subdisziplinen, die vor etwa 20 Jahren in Deutschland sich vom Mutterfach entfernt hat und inzwischen
auch eine eigene Facharztbezeichnung hat. Wir haben eine radioaktiv markierte Substanz,
ein sogenanntes Radiopharmakon, was einem Patienten wie etwa hier der Dürerischen Eva zugeführt wird,
beispielsweise über intravenöse Injektion, teilweise auch oral und die Verteilung des
radioaktiven Stoffes im Körper des Patienten wird dann anschließend mit einer nuklearmedizinischen
Kamera, ein Beispiel hiervon sehen Sie hier, aufgezeichnet. Die Verteilung des radioaktiven
Stoffes im Körper ist abhängig davon, wie das Radiopharmakon, also der radioaktiv markierte
Stoff mit den Enzymesystemen des Körpers oder mit den Funktionsproteinen des Körpers in
Wechselwirkung tritt. Und damit das nicht so abstrakt ist, ein Beispiel aus der Diagnostik.
Wenn wir eine Substanz verwenden, die in den Stoffwechsel von Knochen eingeht, können wir mit
einer nuklearmedizinischen Kamera ein Bild des Knochenstoffwechsels erstellen und ein
solches Bild in Ganzkörperprojektion sehen Sie hier auf der rechten Seite, dem Ganzkörperbild
von Dürer gegenübergestellt. In diesem Fall ist der Knochenstoffwechsel und hierbei, hierum handelt
es sich hierbei, normal. Sie sehen keine Regionen mit vermehrter oder verminderter Anreichung des
Radiopharmakons, was synonym ist mit vermehrtem oder vermindertem Knochenstoffwechsel. In einem
anderen Beispiel, wie Sie es hier erkennen können, ist eine Zone deutlich gesteigerter Aufnahme des
Radiopharmakons im distalen Oberschenkelknochen einer Patientin erkennbar. Hierbei handelt es sich
um eine Zone gesteigerten Knochenstoffwechsels, wie sie typisch für einen bösartigen Tumor des
Knochens ist. Ich denke, es ist klar ersichtlich, dass man mit der Skelettsintegraffie und so heißt
dieses nuklearmedizinische Verfahren Diagnostik von Knochentumoren machen kann, speziell was die
Ausdehnung der Tumoren betrifft oder auch die Ausbreitung bösartigen Gewebes im Körper. Im
Rahmen dieser Ausführungen ist verschiedentlich der Begriff Stoffwechsel gefallen und dass wir
nuklearmedizinisch eine Stoffwechseldarstellung vornehmen können. Um das besser verstehen zu
können, muss man sich vielleicht auf das besinnen, was Stoffwechsel eigentlich ist. Unter Stoffwechsel
im heutigen Sinne verstehen wir den Fluss von Molekülen durch den Körper. Dies ist eine
Definition, die letztlich schon etwa 500 Jahre vor Christus durch den vorsokratischen Philosophen
Heraklid vorweggenommen wurde, dessen Prinzip ja das Panterre war eben, dass alles fließt und
alles vergänglich ist. Ein Stoff A wird in eine Zelle aufgenommen, in einen weiteren Stoff umgebaut,
der hier B heißt. Nach weiteren Stoffwechselschritten wiederum verlassen die Atome, die durch A der Zelle
zugeführt worden sind, wieder die Zelle. Das ist Stoffwechsel und das nuklearmedizinische Prinzip
der Stoffwechseldarstellung besteht nun darin, dass wir in diesen Fluss der Moleküle radioaktiv
markierte Moleküle, eben die Radiopharmaka einschleusen. Die Dosen, in denen wir das tun,
sind sehr klein. Wir verwenden Spurendosen von Radioaktivität. Dadurch wird der Stoffwechsel
selber nicht gestört, beispielsweise durch Eingriff in Konzentrationsgleichgewichte nach
dem Massenwirkungsgesetz. Dieses sogenannte Tracer-Prinzip wurde in den 30er Jahren von dem
deutsch-ungarischen Wissenschaftler von Heveschi, das war ein Chemiker, entwickelt. 1944 hat Herr von
Heveschi, der 1938 seine Professur in Freiburg verlassen musste, hierfür den Medizin-Nobelpreis
bekommen. Es ist ein Verfahren, also ein Prinzip, was breite Anwendungen nicht nur in der Medizin,
also durch direkte Anwendungen am Menschen, erfahren hat, sondern auch in den Grundlagenwissenschaften
der Biologie beispielsweise. Der Stoffwechsel, wie er im Körper eines Patienten stattfindet, ist
natürlich nicht ungerichtet, sondern verläuft entlang bestimmter Schaltstationen. Und diese
Schaltstellen des Stoffwechsels sind Eiweißstoffe, Proteine, die sogenannten Funktionsproteine. Die
Funktion dieser Eiweißstoffe kann zum Beispiel darin bestehen, Stoffe über Zellmembranen hinweg
zu transportieren. Sie kann auch darin ihren Ausdruck finden, dass Proteine den Umbau von einem
Stoff A in einen Stoff B katalysieren. Weiterhin gibt es Proteine, die der Informationsweiterleitung
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:28:07 Min
Aufnahmedatum
1999-11-25
Hochgeladen am
2018-05-08 09:18:12
Sprache
de-DE